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Da kommt man ganz schön ins Schwitzen

Vermehrtes Schwitzen ist ein sehr unangenehmes Symptom das mit einer Stigmatisierung in unserer Gesellschaft einhergehen kann. Schweißflecken, Schweißhände oder Schweißfüße werden nicht selten nicht nur vom Betroffenen selbst sondern auch von der Umgebung als unangenehm empfunden. Dadurch fällt es vielen sehr schwer darüber zu sprechen. Oft steht das Symptom selbst, nämlich das Schwitzen, im Vordergrund und wird dadurch gar nicht oder nur symptomatisch behandelt. Das vermehrte Schwitzen kann jedoch auch gefährliche Ursachen haben, denen man nachgehen sollte und die man auch behandeln kann.

Prinzipiell wird unterschieden, ob man am ganzen Körper vermehrt schwitzt oder nur an bestimmten Körperstellen. Schließlich unterscheidet man eine primäre Form, bei der es keine bekannte Ursache gibt von sekundären Formen, die diverse Ursachen haben können und bei denen das vermehrte Schwitzen nicht unmittelbar im Vordergrund steht.

Für die primäre Hyperhidrose spricht, wenn die Symptome temperaturunabhängig auftreten, nicht am ganzen Körper sondern an bestimmten Stellen (beidseits) und auch im Schlaf auftreten. Weiterhin ist die primäre Form sehr wahrscheinlich wenn das Schwitzen bereits vor dem 25. Lebensjahr beginnt und öfter als 1 mal pro Woche auftritt. Eine familiäre Häufung wurde ebenfalls beschrieben. Die primäre Hyperhidrose kann nur symptomatisch behandelt werden, da es keine bekannte Ursache gibt. Je nachdem wie stark das Schwitzen ausgeprägt ist, je nach Lokalisation und je nachdem wie stark es als Belastung im Alltag empfunden wird, kann man es unterschiedlich behandeln.  Gegen das Schwitzen können Aluminiumchlorid-Lösungen eingesetzt werden, die man beim Apotheker als Fertigmischung (z.B.: Yerka) oder nach Rezeptur, vom Apotheker persönlich gemischt, kaufen kann. Dadurch werden die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verlegt und das Schwitzen wird deutlich abgeschwächt. Als akute Nebenwirkung kann es zu einer leichten Rötung und zu Brennen an der behandelten Stelle kommen. Es empfiehlt sich, diese Lösungen über Nacht wirken zu lassen und am Anfang der Therapie für eine Woche alle 2 Tage zu nutzen, danach für 1 Wochen alle 3 Tage, danach alle 4 Tage usw., bis das Schwitzen aufhört und man ca. 1 mal monatlich behandeln muss. Langzeitnebenwirkungen sind bisher keine bekannt, solange die Behandlung nicht allzu oft durchgeführt wird. Wenn das nicht helfen sollte, kann man sich ärztlichen Rat holen und gegebenenfalls mit Botox, Schweißdrüsenentfernung oder einer Therapie in Tablettenform die Schweißbildung hemmen.

Im Rahmen von Angststörungen kann ebenfalls vermehrtes Schwitzen, jedoch mit Herzrasen, Angstgefühl, Händezittern, Hyperventilation oder Kribbelgefühl beider Hände auftreten. Dabei ist es typisch dass man am ganzen Körper schwitzt und die Symptomatik oft plötzlich beginnt. Solche Störungen sind nur sehr schwer alleine unter Kontrolle zu bekommen. Es empfiehlt sich bei Verdacht auf solch eine psychische Störung professionelle Hilfe in Form von Psychologen, Psychotherapeuten oder Ärzten (Psychiater, Nervenarzt) in Anspruch zu nehmen.

Bei Frauen zwischen 45 und 55 Jahren kann es im Rahmen der Wechseljahre (Klimakterium) ebenfalls zu vermehrter Schweißbildung kommen. Weitere Symptome können dazu trockene Schleimhäute, Depressionen oder Hitzewallungen sein, im Rahmen derer die gesteigerte Schweißbildung auftritt. Ursache dafür ist die Hormonumstellung und der damit verbundene, absinkende Östrogenspiegel. Gegen diese Symptome können pflanzliche Präparate wie Mönchspfeffer oder Traubensilberkerze ebenso helfen wie Yoga und Entspannungsübungen. 

Treten neben dem vermehrten Schwitzen auch ein Händezittern (Tremor), Herzrasen (vor allem abends), Haarausfall, Konzentrationsstörungen, Gewichtsverlust, Durchfälle und innere Unruhe auf, ist eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) wahrscheinlich. Hierzu sind Blutwerte der Schilddrüsenhormone notwendig, die der Hausarzt untersuchen kann, sowie Ultraschall der Schilddrüse. Sollte sich der Verdacht bestätigen, ist eine langfristige Medikamenteneinnahme notwendig. 

Vermehrtes Schwitzen kann ebenfalls bei Fieber auftreten, das im Rahmen von Infektionen oft vorkommt. Allgemein gilt, dass bei betroffenen Kindern der Arzt aufgesucht werden sollte, um mögliche gefährliche Infektionen zu behandeln und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Bei Erwachsenen sollte medikamentös (z.B. Paracetamol) bei Fieber über 40 °C behandelt werden. Zusätzlich sollte immer daran gedacht werden, dass bei Fieber der Flüssigkeitsbedarf des Körpers stark erhöht ist, sodass möglichst viel getrunken werden sollte. Eine ärztliche Beurteilung ist sinnvoll, wenn sich das Fieber erhöht oder die Infektion ausbreitet. 

Bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kann im Rahmen der Therapie oder bei noch nicht erkanntem Krankheitsbild eine Unterzuckerung (Hyperglykämie) auftreten, die ebenfalls zu vermehrter Schweißbildung zusammen mit Nervosität, Zittern der Hände, Heißhunger, Blässe, Frieren, Müdigkeit, Kopfschmerze, Doppelbildern, Taubheitsgefühl der Zungenspitze, Konzentrationsstörungen oder Verwirrtheit führt. Hier sollte bei noch erhaltenem Bewusstsein Traubenzucker oder süße Getränke verabreicht werden. Ist der betroffene bewusstlos, darf nichts in den Mund gelegt werden, da es sonst zum „Verschlucken“ (Aspiration) kommen kann. Zusätzlich sollte der Arzt/Notarzt gerufen werden.

Bei einem Schock bedingt durch Blutarmut, allergische Reaktionen oder Herzversagen/Herzinfarkt kann es ebenfalls zu vermehrtem Schwitzen kommen, wobei eine Kaltschweißigkeit mit Blässe, Luftnot, Bewusstseinstrübung oder Schmerzen im Vordergrund stehen. Bei dieser Symptomatik sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht oder gerufen werden, um die Ursachen dieser Symptome zu ergründen und zu behandeln.

Bei chronischen Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder AIDS, bei Tumorerkrankungen oder bei rheumatischen Erkrankungen wie kann es neben vielfältigen anderen Symptomen zu Nachtschweiß im Rahmen der sogenannten „B-Symptomatik“ (Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust) kommen. Hier sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden um sich körperlich untersuchen zu lassen, Blutuntersuchungen und je nachdem weiterführende Diagnostik einzuleiten. 

Medikamente können ebenfalls zu vermehrter Schweißbildung führen. Dabei sind vor allem Antidepressiva, Antidementiva zu nennen. Starke Schmerzmittel, Blutdruckmedikamente, Kortikosteroide, Pakrinson-Medikamente oder Schilddrüsenhormone können ebenfalls eine Hyperhidrose auslösen. In diesem Fall sollte unbedingt mit dem Arzt geklärt werden, ob tatsächlich die eingenommenen Medikamente für die Schweißneigung verantwortlich sind. Auf keinen Fall sollten die Medikamente selbstständig abgesetzt werden!

Zusammenfassung

  • Dem vermehrten Schwitzen als alleiniges Symptom liegt häufig die primäre Hyperhidrose als Ursache zugrunde, die man mit Aluminiumchlorid-Lösung behandeln kann oder mit Injektionen von Botox, Schweißdrüsenentfernung oder Tabletten therapiert. Hierzu ist es ratsam die möglichen Schritte mit dem Hausarzt zu besprechen.
  • Für die Primäre Form spricht, dass nur bestimmte Körperregionen betroffen sind, die Symptome bereits vor dem 25. Lebensjahr auftreten, temperaturunabhängig sind und auch nachts bestehen.
  • Sekundäre Formen der Hyperhidrose können vielfältig sein, wobei das Schwitzen selbst bei diesen Erkrankungen selten im Vordergrund steht, als vielmehr nur Begleitsymptom ist. Bei dem Verdacht auf eine der geschilderten Erkrankungen sollte ein ärztlicher Rat zur Beurteilung eingeholt werden. Medikamente sollten nie selbstständig abgesetzt werden!

Bei detaillierten Fragen oder Anmerkungen kann gerne die Kommentarfunktion genutzt werden.

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